Bericht zum Konzert mit Flavio Apro
Brasilianische Klänge in der Zukunftswerkstatt
Klassische Gitarrenmusik aus Lateinamerika verzaubert die Zuhörer im Pfarrsaal Kirchheim
Kirchheim. Die Zukunftswerkstatt Kirchheim-Gaubüttelbrunn beschäftigt sich seit 2011 eigentlich damit, die Gemeinde Kirchheim mit ihren beiden Ortsteilen zukunftsfähig zu machen angesichts der Veränderungen infolge des demographischen Wandels und der Benachteiligung des ländlichen Raumes. Nun trat die Zukunftswerkstatt als Veranstalter eines Konzerts mit klassischer Gitarrenmusik auf, auch deshalb weil in den Arbeitskreisen und Plenarversammlungen der Zukunftswerkstatt immer wieder deutlich wurde, dass auch kulturelle Veranstaltungen über die Attraktivität eines Ortes entscheiden. Ganz in diesem Sinne setzte nun die Zukunftswerkstatt mit diesem Konzert ein Ausrufezeichen.
Flávio Apro, Musikprofessor und Gitarrenvirtuose aus Brasilien, hielt sich im Oktober im Rahmen eines Reisestipendiums der Universität Maringá, im brasilianischen Bundesstaat Paraná gelegen, für zwei Wochen in Deutschland auf, auch um Kontakte zur Universität Würzburg und zur Hochschule für Musik zu knüpfen. Über persönliche Beziehungen war es nun möglich, ihn zu einem Konzert im Pfarrsaal Kirchheim zu bewegen. Auf dem Programm standen Werke ausschließlich brasilianischer Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Américo Jacomino oder Francisco MIgnone; daneben trug er auch in Brasilien populäre Lieder bekannter Musiker vor wie den „Aquarela do Brasil“ von Ary Barroso oder „Porto“ von Dorival Caymmi.
Apro holte die Zuhörer mit eingängigen Melodien genau dort ab, wo sie waren, und erfüllte zunächst die europäischen Vorstellungen über Brasilien und seine Musik, aber die Art, wie er die Melodien auf seiner Gitarre zum Klingen brachte, war doch ungewohnt und faszinierend anders. In den Melodien von Ary Barroso und Anibal Sardinha zeigte Flávio Apro die ganze Schönheit der brasilianischer Musik, farbenfroh, rhythmisch und doch melodiös. In der Suite Aquarelle von Sergio Assad wurde dann aber klar, dass brasilianische Gitarrenmusik weit mehr ist als nur südamerikanische Folklore. Die Suite verlangte dem Publikum einige Aufmerksamkeit ab; auch hier schaffte es der Gitarrist die Zuhörer zu begeistern. Flávio Apro war jetzt in seinem Element und zeigte die ganz Bandbreite seines Könnens. Mit bestechender Technik und atemberaubenden Läufen konnte er das Publikum für sich gewinnen. Doch das schönste, das waren seine leisen Töne, die so typisch für die klassische Gitarrenmusik sind.
Flávio Apro hat diese leisen Töne gespielt, auch diesen einen geheimnisvollen Ton, bei dem das Publikum fast vergisst zu atmen und man eine Stecknadel auf den Boden fallen hört. Im letzten Stück, einer Komposition von Marco Pereira, zeigte er dann wieder, wie kraftvoll, energisch und funkig eine Gitarre klingen kann – auch ohne Lautsprecher und Verstärker.
Das Publikum im fast voll besetzten Pfarrsaal in Kirchheim lauschte andächtig und gebannt dem Programm, das von Samba und Bossa Nova bis zu Jazzelementen reichte. Die Zuhörer waren vom konzertanten Spiel des Brasilianers durchweg begeistert, der die Klangvielfalt einer Gitarre bis zum Äußersten ausreizte. Mit großem Applaus bedankte sich das Publikum für das wirklich außergewöhnliche Konzert Flávio Apros in Kirchheim, denn Virtuosen seiner Klasse treten normalerweise fast ausschließlich in den großen Zentren auf.


